Kleines ABC:  Migration & Mehrsprachigkeit

 

▶ Deutsche Sprache

> Grammatik des Deutschen  
> Sprecherzahlen

Schwer ist die deutsche Sprache wohl in der Tat, hauptsächlich weil –
wie bei Farsi – das Verb immer erst am Schluss kommt, so dass der Hörer,
sobald ein Deutscher – oder ein Iraner – das Wort ergreift, den Raum verlässt,
etwas später zurückkommt und fragt: »War inzwischen was?»
Harry Rowohlt, Und tschüss. Nicht weggeschmissene Briefe III

Geschichtliches

Deutsch ist eine westgermanische Sprache und Teil der indoeuropäischen Sprachenfamilie. Die Ausgliederung der germanischen Sprachen ging mit gravierenden Lautveränderungen seit ca. 1000 v.Chr. einher, die etwa bis zum 2. Jahrhundert v.Chr. abgeschlossen war. Darunter ist besonders wichtig die "Erste Lautverschiebung", auch "germanische Konsonantenverschiebung" / "Grimmsches Gesetz" genannt. Im Grunde handelt es sich um Veränderungen innerhalb des Lautsystems (genauer: des Phonemsystems). Sie lässt sich grob (Details z.B. in H. Penzl (1969) Geschichtliche deutsche Lautlehre. München: Hueber) wie folgt zusammenfassen:

stimmhafte Plosive   (indoeurop.)
b
d
g
stimmhafte behauchte Plosive bh dh gh stimmlose Plosive       (indoeurop.)
p/ph
t/th
k/kh s
> stimmlose Plosive (frühgermanisch)
p
t
k
> stimmhafte Frikative (germanisch) b d g > stimmlose Frikative (frühgermanisch)
f
Þ
x s
                > stimmhafte Plosive* (frühgermanisch)
b
d
g r

*wenn der Hauptakzent nicht unmittelbar vorausging, in diesem Fall wurde auch s > r (Verners Gesetz)

Vgl.: lat. gelidus, ahd. kalt; lat. nepos, ahd. nevo; lat. tu, ahd. du; griech. leukos, ahd. lioht.

Eine wichtige Veränderung zum Germanischen hin ist die Fixierung des Wortakzents auf der ersten Silbe, zuvor war er noch frei gewesen. So können in der Dichtung Stabreime eingesetzt werden. Zugleich reduzieren sich die Flexionsendungen und die Zahl der Kasus.

Die älteste Periode, das Althochdeutsche (750-1050 n.Chr.) war noch stark lateinisch beeinflusst. Es enstehen nun die schwachen, das Präteritum mit -t- bildenden Verben sowie die starke und die schwache Adjektivflexion. Überhaupt gibt es eine Tendenz des Übergangs vom synthetischen (eine Form repräsentiert viele Funktionen) zum analytischen (Aufteilung von Funktionen auf mehrere Formen) Sprachbau, wie man am Passiv (Vorgang versus Zustand mit werdan/wesan - nicht nach latein. Vorbild), Perfekt mit haben, Futur und dem Endungsabbau im nominalen Bereich sehen kann. Das "Subjektpronomen" wird (zunächst vor allem für die erste/zweite Person, die deiktischen (zeigenden) Charakter hat) - anders als im Lateinischen - obligatorisch. Aus dem Demonstrativum/der Deixis bilden sich der bestimme Artikel, den es im Indogermanischen nicht gab, bald darauf auch das Gegenstück, der unbestimmte Artikel aus dem Zahlwort. Der Artikel kann Kennzeichnungsfunktionen des Substantivs mit übernehmen, d.h. die Kasusmarkierung kann am Substantiv oder am Artikel erscheinen.

Die zweite - "hochdeutsche" - Lautverschiebung war zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert wichtig für die Ausgrenzung des Althochdeutschen von den anderen germanischen Sprachen und der hochdeutschen Sprachformen (Mitte, Süden) von den niederdeutschen. Betroffen waren Konsonanten, darunter die stimmlosen Verschlusslaute [p,t,k], die stellungsabhängig zu Frikativen soder sog. Affrikaten werden, z.B. [p] nach Vokalen zu [f(f)] oder nach Konsonanten zur Affrikate [pf].

1a. Nach Vokal werden die Plosive p, t, k zu ff, ss, hh, die dann im Auslaut und vor Konsonanten vereinfacht werden.
1b. Im Anlaut, im Inlaut nach Konsonanten und in der  Gemination (Verdoppelung) werden p, t, k zu pf, ts, kch/ch.

nach Vokal Anlaut, nach Konsonanten, in der Gemination  
stimmlose Plosive (frühgermanisch)
p
t
k
stimmlose Plosive (frühgermanisch) p t k stimmhafte Plosive (frühgermanisch) b / bb d / dd g / gg
> Frikative ff ss hh > Affrikaten (althochdt.) pf ts kch/ch > stimmlose Plosive (althochdt.) p / pp t / tt k / kk

Nur t verschiebt sich im gesamten Sprachgebiet, die Verschiebung zu pf finden wir im Bairischen, Alemannischen, Fränkischen; die Verschiebung von k zu kch/ch nur im Alemannischen und Bairischen. Somit kommen im System mit den Affikaten (pf, ts) neue Laute hinzu. Das Englische repräsentiert noch den alten germanischen Bestand, vgl. open - offen, apple - Apfel, eat - essen, salt - Salz, make - machen, vgl. auch niederländ. pund mit Pfund, trekken mit ziehen. Die unterschiedliche Ausbreitung dieser Lautverschiebung führte zur Differenz Hochdeutsch-Niederdeutsch (vgl.niederdt.: maken - hochdt.: machen).
In den Verbindungen sp, st, sk, germ. ft, ht

2. Die stimmhaften Plosive b, d, g entwickelten sich bei regionalen Unterschieden zu p, t, k und bb, dd, gg zu pp, tt, kk ("Lenesverschiebung"). Später erfolgt erneut eine Abschwächung. Geminaten spielen im System keine Rolle mehr, nur noch in der Realisation.

Die Ursachen sind umstritten: Sind Hoch- und Niederdeutsch jeweils eigene Entwicklungen (Vennemann)? Kam es zu polygenetischer Entstehung (Schützeichel)? War - so die klassische Sicht - der Süden die Ursprungsregion?

Die mittelhochdeutsche Periode reicht von 1050 bis 1350 und wird abgelöst vom Frühneuhochdeutschen (1350-1650).
Luthers Bibelübersetzung, die Reformationsbewegung, der Buchdruck, die süddeutschen Kanzleisprachen, die aufkommenden Städte sind wichtige Faktoren bei der Durchsetzung einer einheitlichen neuhochdeutschen Schriftsprache, die sich überregional entfaltete. Die Geschichte des Neuhochdeutschen beginnt etwa um 1650.
Das heutige Deutsch ist stark durch die Sprache des 19. Jahrhunderts (Technik, Industrialisierung, Aufschwung von Wissenschaften, Massenmedien) geprägt. Wenig Neues brachte das 20. Jahrhundert. Auch der Nationalsozialismus hat das Deutsche wenig verändert: Es kam zu ideologischen Aufladungen im Wortschatz, einigen Neubildungen und der Ausbreitung bestimmter Handlungsmuster (Denunziation, Befehl (Ehlich)). In jüngster Zeit hat sich der Einfluss der Englischen verstärkt, ohne dass das deutsche schon im Kern bedroht wäre (unnötige Anglizismen sollten aber vermieden werden), Massenmedien sind noch wichtiger für die Sprachentwicklung geworden, Computermetaphern breiten sich aus.

 

Die Germanistik wurde von Jacob Grimm begründet, der auch eine bedeutende Grammatik verfasst und das wichtigste deutsche Wörterbuch (mit seinem Bruder Wilhelm) begründet hat, das nach etwa 100 Jahren in 29 Bänden fertiggestellt wurde.
Heute ist das Wörterbuch auch im Netz zugänglich sowie als CD-Rom.

 

 

Das Deutsche der Gegenwart wird auf etwa 500 000 Wörter geschätzt, wobei Zusammensetzungen schon mitgezählt sind. Der umfangreiche Fachwortschatz ist aber in den Zählungen nicht angemessen berücksichtigt. Der zentrale Wortschatz ist mit ungefähr 50 000-70 000 Wörtern anzusetzen. Über den verfügen auch die Sprecher(innen) aktiv und passiv (im Verstehen). Einige haben einen größeren Wortschatz, der auch mal an 250 000 Wörter heranreichen dürfte. Mit 6 Jahren beherrschen Kinder schon ca. 15000 Wörter, jährlich können gut 2000 hinzukommen. All diese Zahlen sind aber nur grobe Schätzungen, auch die großen Wörterbücher sind unvollständig. Und der Wortschatz ist ja auch ständig in Bewegung. Neues kommt, Altes geht. Auch Erwachsene lernen lebenslang Wörter.

Sprecherzahlen

Gesprochen wird das Deutsche von ca. 100 Millionen Menschen (75 Millionen in Deutschland, 7.5 Mill im Österreich, 4.3 Millionen in der Schweiz). Hinzu kommen die, die Deutsch als Zweitsprache erworben haben, das sind noch einmal gut 40 Millionen (z.B. in den Auswanderungsländern, Belgien, Italien, Frankreich usw.).

In Europa steht Deutsch bei den Erstsprachen (Muttersprachen) mit 90 Mill. an zweiter Stelle, nach dem Russischen (119 Mill. im europ. Teil Russlands). Es folgen Italienisch (61 Mill.) und Französisch (60 Mill.) vor Englisch (58 Millionen).  Ukrainisch und Polnisch haben ca. 37 Millionen Erstsprachler, Spanisch (Kastilisch) 23 Mill. Die Dominanz des Englischen auch in Europa manifestiert sich nicht in den Frequenzen. Deutsch spielt in der EU eine untergeordnete Rolle - was Fragen an die politische Vertretung aufwirft, aber auch an die großen Vermittlerinstitutionen (DAAD, Goethe-Institut) aufwirft.

> Institutionen Deutsch als Fremdsprache
> DAF-Adressen

 

Besonderheiten der Grammatik des Deutschen

1. Die Vokale werden nach Länge und Kürze unterschieden (anders z.B. im Türkischen). Alle (17) Vokale sind stimmhaft und nicht-nasal. Alle hinten und nicht-niedrig artikulierten Vokale werden mit Lippenrundung gebildet. Zu den Besonderheiten gehören die gerundeten Vokale wie in Möwe und Süden. Im Auslaut deutscher Wörter ist der Vokal abgeschwächt und erscheint als Reduktionsvokal Schwa, geschrieben e wie in Katze;öfter fällt er ganz aus.

2. Alle Konsonanten sind (anders als im Bairischen, Italienischen, Finnischen) kurz. Hier ist bei Reibe- und Verschlusslauten (Frikative, Plosive) der Gegensatz stimmhaft versus stimmlos wichtig. Im Standarddeutschen werden p,t,k besonders vor einem Vokal meist behaucht, wir sprechen das Wort Tau wie [thau], kommt wie [khomt] und Papst wie [phapst] aus, nicht wie [papst]. Man sieht das auch in dem Oszillogramm, das ich zu den Aufnahmen erstellt habe:

Das Oszillogramm ist eine Weg-Zeit-Darstellung der Schwingungen eines Signals. Die Frequenz ist die in Hertz gemessene Geschwindigkeit, mit der eine Schwingung eine Periode durchläuft.
Der behauchte Verschlusslaut [ph] wird zunächst stimmlos artikuliert, dann folgt ein ausgedehnter Rauschimpuls (Bild oben). Diese längere Dauer geht auf die längere Öffnung der Stimmritze (Glottis) zurück. Im Verschluss des stimmlosen Verschlusslautes [p] haben wir akustisch erst einmal eine stumme Phase, an die sich ein kurzer positiver Impuls (vgl. unteres Bild) anschließt. Der wird durch die knallartige Schwingung und ein kurzes Rauschen wie bei Reibelauten gebildet.

 

Anders ist das z.B. im Englischen, im Italienischen oder im Türkischen, wo wir das Wort posta so sprechen, wie es geschrieben steht. Wenn wir da behauchen, geben wir uns leicht als Sprecher des Deutschen zu erkennen. Der Glottisverschluss (Knacklaut) - ein kurzfristiger Kehlkopfverschluss - wird im Deutschen oft an einem vokalischen Wortanfang realisiert. Eine bloße lautliche Variante, denn wir ziehen es vor, Silben mit Konsonanten beginnen zu lassen. Deutlich hören wir den Glottisverschluss (Knacklaut) [ʔ] in einem Wort wie Spiegel[ʔ]ei. Behauchung und Glottisverschluss machen keinen Bedeutungsunterschied (anders: Urdu bzw. Arabisch). Am Silbenende werden stimmhafte Verschluss- und Reibelaute stimmlos. Das ist die Auslautverhärtung, die wir aber nicht schreiben: We[k], Gra[p], Gra[t], doo[f] - anders als etwa das orthographisch einfachere Türkisch.

3. Töne sind nur bei Interjektionen wie hm, oh bedeutungsunterscheidend (in Tonsprachen wie Chinesisch oder Hausa sind sie dies durchgehend).

4. Die Schreibung beruht auf der Lautung, hat aber als zentralen Bezugspunkt das Wort. Der Wortstamm wird im Wesentlichen gleich geschrieben. So wird die Auslautverhärtung nicht in der Schrift notiert (Rad, Rades). Die Schreibung des Umlauts zeigt auch noch Stammkonstanz: a - ä.

5. Die Hauptwortarten (Substantiv, Verb, Adjektiv) werden gebeugt (flektiert) und so sind die Formen klar unterscheidbar. -> zu den deutschen Wortarten.

6. Das Substantiv hat ein Genus, die Zuordnung entspricht nur teilweise dem natürlichen Geschlecht (der/die Angestellte; das Mädchen). Das Genus markiert zusammengehörige Ausdrücke (Der Mann besaß ein Boot, er/es war sehr alt), daher auch die Nase, der Mund, das Auge usw. Türkisch, Finnisch, Ungarisch sind Sprachen ohne Genus. Fast alle romanischen Sprachen unterscheiden nur Maskulinum und Femininum, die skandinavischen haben |Maskulinum+Femininum| gegenüber |Neutrum|.

7. Die Wortbildungsmöglichkeiten sind reich, man kann z.B. Komposita wie Fahradsattelbefestigungshalter bilden.

8. Das Deutsche ist eine Artikelsprache, es hat Artikelwörter wie der, die, ein. Türkisch z.B. hat allenfalls ein Zahlwort (bir) entsprechend ein, es hat wie auch Russisch oder Ukrainisch andere Möglichkeiten, Bekanntheit von Personen oder Dingen auszudrücken.

9. Ausdrücke wie ich, er, sie, es müssen immer realisiert werden, sie sind nicht weglassbar wie im Italienischen, Lateinischen (amo 'ich liebe'), Türkischen (geliyorum 'ich komme'), Spanischen (como ‚ich esse‘), Portugiesischen (trabalho ‚ich arbeite‘), wo schon reicht, was im Verb ausgedrückt wird, es sei denn, man möchte besonders gewichten: (ben geliyorum 'ich komme') .

10. Das System der Zeigwörter ist zweistufig, nach Nah- und Fernbereich zu gliedern:

  Person Objekt Ort Zeit
Nah ich; wir dies- hier jetzt
Fern du/Sie; ihr jen- da/dort dann/einst

 

11. Die Zeitformen des Verbs sind - gemessen an Sprachen wie Latein - zusammengesetzt, eigentlich haben wir als eigene Form nur Präsens und Präteritum (lesen-las, schicken-schickte). Vom Süddeutschen ausgehend wird das Präteritum vom Perfekt verdrängt (las -> hat gelesen).

12. Aspekt ist im Formensystem des Verbs schwach vertreten. Anders Englisch (z.B. ing-Form), slawische Sprachen, Türkisch. Umgangssprachlich haben wir aber Ausdrücke wie sie ist am Lesen.

13. Das Deutsche hat im wesentlichen Präpositionen (vor dem Haus, wegen des Unfalls), kaum (nachgestellte) Postpositionen (der Ordnung halber).

14. Das Deutsche verfügt (wie die germanischen Sprachen Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Niederländisch und auch schon das Gotische und Altgriechische) über viele Abtönungspartikeln (bloß, ja, halt).

15. Das Deutsche ist eine "Klammersprache" (Weinrich). Typisch ist die Satzklammer im Aussage und im W-Fragesatz. Das Verb ist meist mehrteilig:

Vorfeld Satzklammer 1 Mittelfeld Satzklammer 2
Sie kann bis morgen alles erledigt haben.
Davon wird ausführlich die Rede sein.
Wer hat das denn eigentlich behauptet
Montags machen alle gern mal blau.

 

Im Nebensatz, ausgelöst durch einen Subjunktor wie dass, als, weil tritt der Verbalkomplex ans Ende:

Hauptsatz Satzklammer 1 Mittelfeld Satzklammer 2
du sagst,
dass du davon nichts gehört haben willst

 

Schließlich gibt es noch Verberstsätze (Imperativsatz, Entscheidungsfragesatz):

Satzklammer 1 Mittelfeld Satzklammer 2
Lass alle Hoffnung fahren!
 

16. Vor dem zweiten Klammerteil liegt die Gewichtungsposition, was wichtig ist, tendiert zum Ende:

Sie hat dem Zahnarzt die Zähne gezogen. Sie hat die Zähne dem Zahnarzt gezogen.

Der Tonhöhe entspricht die Grundfrequenz, die Periodenfrequenz eines Klanges; im Beispiel ist sie stilisiert wiedergegeben. Neben dem Gipfelakzent hat das Deutsche auch einen durch starken Abfall der Tonhöhe gekennzeichneten Akzent. So wichtig wie die Tonbewegung ist die Schallintensität, der deutsche Akzent ist immer auch ein Druckakzent.

 

Ein zweiter Höhepunkt kann im Vorfeld liegen, vor allem bei Kontrast oder neuem Thema:

Dem Zahnarzt hat sie die Zähne nicht gezogen. Ihr Freund, der hat jetzt keine Zähne mehr.

 

Die Grundstruktur lässt sich so veranschaulichen:

 

16. Die Wortstellung ist freier als im ziemlich variablen Latein oder im Englischen, das z.B. keine Unterbrechung von Verb und Ergänzung gestattet wie in:

*She spoke fluently French.
Sie sprach fließend Französisch.
Sie sprach Französisch fließend.

oder im Chinesischen. In den Wortgruppen ist die Stellung strikter geregelt (Ich suche hier mein altes Lexikon, nicht.: Ich suche mein hier altes Lexikon).

Fest sind die Positionen des flektierten Verbteils: Verberst-, Verbzweit- und Verbletztstellung, je nach Satztyp (Imperativsatz/Entscheidungsfragesatz; Aussage-/Ergänzungsfragesatz; Nebensatz):

Freu dich! Freust du dich nicht?
Sie freut sich. Wer freut sich?
Sie sprang in die Luft, weil sie sich freute
.

17. In den Wortgruppen ist die Stellung strikter geregelt, was zusammengehört, steht fast immer beieinander:

Ich suche hier [mein altes Lexikon].
aber nicht:
*Ich suche mein hier altes Lexikon. *Ich mein suche Lexikon altes.

18. Wie kompliziert deutsche Nominalgruppen aufgebaut sein können, zeigt folgendes Beispiel:

Bei der Abwägung über das Verhältnis von Gemeindeanteilen und Anliegeranteilen muss zunächst der Grad des durch die Möglichkeit der Inanspruchnahme der ausgebauten Anlage für die Allgemeinheit gebotenen Vorteils ermittelt werden.
(Stadtverwaltung Münster, Spar- und Konsolidierungsprogramm, 2001)

Manche meinen, die Großschreibung der Substantive, die den Kopf der Nominalgruppen bilden, habe dazu beigetragen. Und dies habe auch an den sprachlich nicht unkomplizierten philosophischen Texten im deutschen Sprachraum einen Anteil.

T. Roelcke (1996) Sprachtypologie des Deutschen. Berlin/New York: de Gruyter
G. Zifonun/L. Hoffmann/B. Strecker et al. (1997), Grammatik der deutschen Sprache. Berlin/New York: de Gruyter

Grammis
Die deutschen Wortarten kompakt
Bibliographie zur deutschen Grammatik
Grammatische Terminologie (IDS / grammis)
Artikel/Determinative