Kleines ABC:  Migration & Mehrsprachigkeit

 

▶ Minuszuwanderung (Negativzuwanderung)

Der Ausdruck bezeichnet ein rechtspopulistisches Konzept ('staatlich ausgelöster Bevölkerungsrückgang auf Kosten von Zuwanderern'), das sich vorwiegend in Umfeld und Programmatik der AfD (bzw. der österreichischen FPÖ als "Negativzuwanderung" (Unwort des Jahres 2005 in Österreich)) findet. Der Gebrauch kann als Indiz für die Identifikation mit solchen Positionen verstanden werden.

Das Kompositum ist semantisch problematisch, denn Zuwanderung bedeutet 'Zunahme durch Wanderung'; die Modifikation durch Minus- bedeutet Verringerung (um x), also heißt es 'verminderte Zunahme'. Wenn in AfD-Texten aber von einer "Minuszuwanderung von mindestens 200.000 Personen" (Welt, 9.3.2017) die Rede ist, ist damit eine Abnahme der Bevölkerung um 200.000 Personen (durch Abschiebungen, Rückführungen abgelehnter Asylbewerber) gemeint. Faktisch wären viele Gesetzesänderungen, Änderungen internationaler Verträge etc. dafür nötig. Gleichzeitig weisen rechtspopulistische Organisationen immer auf den Geburtenrückgang in  der 'einheimischen Bevölkerung' hin, so dass man auf einen rassistisch-ideologischen Hintergrund schließen kann.

 

 

 

Skulptur aus Simbabwe (Funchal, Stadtpark)